CDU-Europaabgeordneter Dennis Radtke: „Union war nie konservative Partei. CDU ist Partei der Mitte“

Adenauer und Kohl standen nicht für eine 'konservative Revolution', die jüngst Alexander Dobrindt (CSU) über die Presse ins Gespräch brachte, erklärt der CDU-Europaabgeordnete Dennis Radtke (38). Der Begriff 'konservativ' tauche bis 1978 in den Programmtexten der CDU nirgends auf. Die CDU sei keine konservative Parteigründung gewesen.
 
Dennis Radtke MdEP (CDU/EVP)Dennis Radtke MdEP (CDU/EVP)
In der angestoßenen Debatte über das angemessene Maß an Konservatismus in den Unionsparteien CDU und CSU erklärt der CDU-Europaabgeordnete Dennis Radtke (38, NRW) in einem mehrseitigen Beitrag: „Es ist ein falsch verstandener Mythos, dass eine feste Wurzel der CDU konservativen Ursprungs ist. Die CDU muss Volkspartei der Mitte bleiben.“ Aus Anlass der aufgekeimten Debatte sagt Radtke: „In keinem der Gründungsaufrufe und der ersten Leitsätze Ende der 1940er Jahre taucht das Wort ‚konservativ‘ auch nur auf“. „Adenauer hat sogar das Konzept der Sammlungspartei aller rechten Kräfte abgelehnt", erinnert Radtke, der seit Mitte 2017 für das Ruhrgebiet im Europaparlament sitzt. Den Anspruch aus der CSU weist Radtke entschieden zurück: „Die historische Sachlage ist: Weder Adenauer noch Kohl haben zugelassen, dass rechtskonservative und restaurative Kräfte bestimmender Teil der CDU wurden.“ Radtke nimmt Bundeskanzlerin und CDU-Parteivorsitzende Angela Merkel ausdrücklich vor dem seit Jahren unter rechten und konservativen Kritikern kursierenden Vorwurf in Schutz, sie missachte das 'Tafelsilber' der CDU. „Das Tafelsilber der CDU ist das christliche Menschenbild“, stellt Radtke klar, "nicht jene vielzitierte, aber ahistorische konservative Wurzel“. Radtke erklärt: „Missgünstige Kritik an Angela Merkel bringt die CDU programmatisch und intellektuell nicht weiter.“ Radtke abschließend: „Jeder prägende Parteivorsitzende der CDU sah sich bisher dem Vorwurf des Linksrucks ausgesetzt."